Die Geldanlage in ETF-Fonds, mit denen man einfach die Kursentwicklung von Indizes wie DAX, Dow Jones und Co. nahezu 1 zu 1 nachbilden kann, ist momentan der Anlagetrend bei Privatanlagern.
Vor allem in den letzten Jahren ist die Beliebtheit von Exchange-Traded-Funds, kurz „ETFs“ genannt, aufgrund der zahlreichen Vorteile immer mehr angestiegen.
Das Thema „ETF-Risiko“ findet dabei kaum Beachtung bei den Anlegern. Das ist auch wenig verwunderlich, da ETFs als Sondervermögen gelten (das bedeutet, dass das angelegte ETF-Vermögen auch bei einer Pleite des ETF-Anbieters sicher ist). ETFs sind damit schon bedeutend sicherer als beispielsweise Zertifikate, wo es ein Emittentenrisiko gibt.
Aber es gibt bei ETFs trotzdem teilweise ein paar Undurchsichtigkeiten, bei denen man sich fragt, was im Krisenfall passieren könnte. Es gibt also Grund genug, um ETFs trotz der zahlreichen Vorzüge und offensichtlichen Sicherheiten auch mal kritischer zu beleuchten:
Risiko ETF: Wie sicher ist das passive Investieren mit diesen Indexfonds?
Vorab sei gesagt: Natürlich schwanken die Kurse von ETFs, können also steigen und fallen. Genau wie bei Aktien und anderen Wertpapieren sind demnach je nach zukünftiger Entwicklung neben Gewinnen auch Verluste möglich. Um dieses ganz normale Kursrisiko (!) soll es im folgenden Artikel explizit nicht gehen.
Stattdessen möchte ich darauf eingehen, wie sicher das Anlageprodukt „ETF“ grundsätzlich ist. Schließlich sind ETFs börsennotierte Fondsprodukte, die von ETF-Anbietern bzw. Fondsgesellschaften entwickelt und herausgegeben werden.
Ich habe zu diesem Thema ausgiebig im Internet recherchiert und einige lesenswerte Artikel mit interessanten ETF-Hintergrundinformationen gefunden. 3 davon habe ich unten verlinkt. Jeder ETF-Anleger oder ETF-Interessierte sollte sich diese Beiträge mal durchlesen, um genauer zu erfahren was er da kauft bzw. kaufen will:
- Indexfonds – der Wolf im Schafspelz? (handelsblatt.com)
- Vorsicht bei Indexfonds (faz.net)
- Crash mit drei Buchstaben (welt.de)
Unterm Strich kristallisieren sich vor allem 2 Hauptrisiken bei ETFs heraus:
1. Swap-Risiko bei synthetischen ETFs:
Bei dieser ETF-Art werden die Kursentwicklungen der entsprechenden Indizes mit Hilfe von Derivaten, sogenannten „Swaps“, nachgebildet. Diese ETFs beinhalten also nicht die Aktien bzw. Finanzwerte, die im eigentlichen Index enthalten sind (mehr Infos: Was sind swap-basierte ETFs?).
Das Risiko besteht darin, dass der Swap-Partner pleitegehen könnte. Dies gilt als nicht sehr wahrscheinlich, ist aber eben möglich. Zudem ist der Swap-Anteil begrenzt.
2. Wertpapierleihe:
Die meisten ETFs verleihen die im ETF enthaltenen Wertpapiere, zum Beispiel an andere Fonds oder Banken, für eine bestimmte Zeit und erwirtschaften dadurch Erträge anhand von Leigebühren (dadurch werden die ETFs oft mit günstigeren Gebühren angeboten, was für die Anleger von Vorteil ist).
Das Risiko entsteht dadurch, dass es möglich ist, dass der Ausleiher der Wertpapiere in finanzielle Bedrängnis kommen könnte, was wiederum womöglich nicht gut für den jeweiligen ETF wäre. Übrigens: Auch viele normale aktiv gemanagte Investmentfonds verleihen Wertpapiere.
Achtung:
- Die beiden aufgeführten Risikopunkte sind normalerweise je nach ETF mehr oder weniger besichert für den Ernstfall. Oftmals sind diese Sicherheiten inzwischen scheinbar ganz gut. Aber ein gewisses, schwer einzuschätzendes Restrisiko bleibt trotzdem.
- Wer auf voll-replizierende ETFs anstatt auf swap-basierte ETFs setzt, kann so das Swap-Risiko aus Punkt 1 umgehen
- Ich empfehle für ein umfassendes Verständnis der Kritikpunkte die 3 oben verlinkten Artikel zu lesen
Tipp: Investmentfonds und ETFs kann man z.B. günstig bei der ING* kaufen (hier habe ich selbst ein Depot & bin sehr zufrieden) |
ETF-Risiken – Mein Fazit
Es gibt in meinen Augen kein eindeutig klares Bild zur Sicherheit von ETFs. Die beliebten Anlageprodukte erscheinen ziemlich sicher, aber es gibt doch ein paar Undurchsichtigkeiten, die sich nicht so leicht einordnen lassen hinsichtlich eventueller Folgen (etwa bei einer neuen Finanzkrise).
Denn was im Hintergrund der ETFs bei den ETF-Anbietern passiert ist oft nicht so leicht zu durchschauen, vor allem für einen normalen Privatanleger (auch wenn man viele Informationen in den Fondsprospekten nachlesen kann).
Letztendlich muss sich jeder selbst überlegen, wie sicher das Ganze für ihn erscheint und mit ob er sich mit einer ETF-Anlage sicher fühlt. Jeder sollte am besten auf sein eigenes Gefühl hören und danach handeln.
Gerade in Anbetracht der vergangenen Finanz- und Eurokrise ist es sicher kein Fehler wachsam zu sein. Trotzdem sollte man sich auch nicht verrückt machen und sich als ETF-Investor dadurch um den Schlaf bringen lassen. Auch deshalb, weil ETFs gegen die angesprochenen Risiken in der Regel gut besichert zu sein scheinen.
Außerdem zählen ETFs auf jeden Fall zu den interessantesten Geldanlageprodukten mit vielen handfesten Vorteilen (zumal durch die Eigenschaft der breiten Streuung auf der anderen Seite größere Kursrisiken automatisch eingedämmt werden!).
So oder so ist es aber ratsam, sich als ETF-Käufer oder Interessent mit dem Thema „ETF-Risiko“ einmal näher zu beschäftigen und sich ein eigenes Bild zu machen.
Zum Abschluss noch 3 Tipps:
Tipp 1: Mehr Sicherheit bzw. Transparenz bieten laut vieler Experten zumindest voll-replizierende ETFs anstatt synthetische Swap-ETFs (was ist das?), die wie gesagt undurchschaubarer sind.
Tipp 2: Wer sich mit ETFs im Depot unwohl fühlt, der kann natürlich auch einfach direkt in Aktien anlegen (Hinweis: Meine einfache Strategie im Buch Wie man in 12 Schritten die sichersten Top-Aktien findet).
Auf diese Weise ist man selbst direkt Besitzer der Aktien bzw. Miteigentümer an den Unternehmen, ohne einen ETF-Anbieter dazwischen. Man müsste dazu nicht zwingend auf eine index-basierte Strategie verzichten und könnte anstatt eines ETF-Kaufs alternativ einen Index auch selbst 1 zu 1 nachbilden, sofern nicht zu viele Aktientitel enthalten sind.
Dazu ist aber eine gewisse Anlagesumme sinnvoll (sonst fallen die Gebühren zu sehr ins Gewicht). Außerdem ist da noch das Problem der Gewichtung wenn man die Performance möglichst genau kopieren will (ansonsten könnte man die Titel auch alle gleich gewichten).
Tipp 3: Wenn man unschlüssig ist, könnte man natürlich auch einfach eine Doppel-Strategie fahren: 50% der Anlagesumme in ausgewählte Einzelaktien und 50% in ETFs!
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