Du willst Kapital anlegen und überlegen, ob Social Trading hierfür ein chancenreicher Weg ist? Dann lies jetzt weiter. Ich zeige Dir auf einen Blick, welche Vorteile und Nachteile der neue Finanztrend in meinen Augen mit sich bringt.
Bevor ich beginne, möchte ich noch folgendes sagen: Bedenke, dass es mehrere unterschiedliche Social-Trading-Portale gibt (was sind Social-Trading-Plattformen?).
Jedes Netzwerk bietet dabei andere Funktionen und Möglichkeiten. Es kann daher sein, dass einige der folgenden allgemeinen Vor- und Nachteile bei den jeweiligen Plattformen mal mehr und mal weniger zutreffen können. Los geht’s:
6 Vorteile des Social Tradings
- Kostenlose Anmeldung: In der Regel kann man sich auf den Social-Trading-Webseiten gratis anmelden, einfach und schnell (hier beispielsweise bei Wikifolio*). Es ist also möglich, sich ohne Risiko ein eigenes Bild zu machen. Kleine Info am Rande: Die Portale finanzieren sich durch Gebühren wenn jemand tatsächlich Kapital in die Depots investiert.
- Relativ einfaches Konzept bzw. Grundprinzip: Man kann Kapital anlegen wie andere erfolgreiche Trader (=Anleger), indem man die Anlagestrategien dieser kopiert und somit die gleichen Gewinne bzw. Verluste erzielt wie diese.
- Die Social-Trading-Portale versuchen eine hohe Transparenz zu schaffen: Das heißt, man kann viele Daten zu den Tradern, Depots, Strategien, Entwicklungen, Risikoansätzen usw. einsehen. Man sieht also normalerweise immer genau, was ein Trader macht (also zum Beispiel, welche Werte er kauft und verkauft etc.). Zusätzlich können interessierte Anleger oftmals Kommentare hinterlassen und gegebenenfalls Kontakt mit den Führern der Depots aufnehmen. Das schafft mehr Transparenz als beispielsweise beim Fondshandel (was sind Fonds?).
- Es gibt keine Pflichten (bzgl. folgender Punkte): Social Trading ist aktiv und passiv möglich. Es besteht keine Verpflichtung dazu, echtes Kapital in die Strategien bzw. Depots der Trader anzulegen. Man kann selbst dort Depots privat oder öffentlich führen, muss das aber nicht. Man kann dem Treiben auch einfach nur anonym zusehen, alles wie man will. Meide besser Social-Trading-Netzwerke, wo das anders ist.
- Man kann dort oft selbst Musterdepots eröffnen und so Handelsstrategien testen bzw. Anfänger können mit Spielgeld erste Handelserfahrungen an der Börse sammeln. Das ist eine tolle Sache, die ich empfehle (vor allem bevor man echtes Kapital anlegt).
- Meist gibt es auch Echtgeld-Depots: Das bedeutet, dass manche Mitglieder ihre Strategien selbst mit eigenem Kapital nachbilden (das wird von den Netzwerken überprüft). Hier hat der Trader demnach wirklich etwas zu verlieren und steht somit augenscheinlich hinter seiner Strategie, sonst würde er ja sein eigenes Geld nicht riskieren.
Artikel-Tipp: Wo kaufe ich Aktien? Mein Depot-Tipp für Einsteiger |
8 Nachteile des Social Tradings
(Anmerkung: Viele der folgenden Nachteile gelten nur, wenn man auf den Plattformen echtes Geld anlegen will)
- Für Otto-Normal-Anleger prasseln beim Social Trading doch einige Fachbegriffe auf einen ein, was die Transparenz dann doch etwas aushebelt. Denn das macht es allen voran Anfängern nicht leicht, Qualität und Risiko der Depots einzuschätzen.
- Jeder kann dort meistens ein Depot erstellen und sich als öffentlicher Trader versuchen, denn die Fähigkeiten und Erfahrungen der Anleger werden in der Regel nicht genau überprüft (was auch schwierig wäre). Es sind daher viele Kurzfrist-Zocker unterwegs, die sehr risikobereit sind. Diese haben meist auch mehrere Depots mit unterschiedlichen Strategien am Laufen. Die aktuell besonders erfolgreichen Trader sind demzufolge oft nur durch Glück eine Zeit lang erfolgreich, aber selten langfristig. Konservative Trader mit langfristig ausgelegten und risikoärmeren Strategien (wie meine z. B.) findet man deutlich weniger. Diese haben es auch deutlich schwerer, Geld dort zu verdienen, da sie in den Ranglisten selten ganz oben mitmischen (Folge: Motivation sinkt womöglich).
- Durch die veröffentlichten Ranglisten besteht eine große Verlockung, den aktuell besonders erfolgreichen Tradern zu folgen und hier Kapital anzulegen. Diese Depots bringen aber oft ein hohes Verlustrisiko mit sich (siehe vorheriger Punkt). Vor allem Anfänger unterschätzen oder übersehen das leicht. Und diese oftmals riskanten Strategien sind gerade dann gefährlich, wenn an den Börsen eine Trendumkehr bevorsteht (Sprich: Bullenmarkt wird zum Bärenmarkt oder umgekehrt).
- Meist besteht kein angeschlossener Handel über die Börse (Beispiel: Livekonto-Handel bei Ayondo). Dadurch erfolgt keine Überwachung wie zum Beispiel bei Investmentfonds.
- Die Werbung suggeriert oft, dass man dort die Strategien der „besten Trader“ nachhandeln kann. Das ist eigentlich auch nicht falsch, aber: Viele sind nur durch Glück bzw. hohes Risiko in den Ranglisten so weit oben und zählen langfristig selten wirklich zu den besten Anlegern (so mein Eindruck). Die richtigen Top-Trader halten sich kaum in Social-Trading-Netzwerken auf, denke ich (obwohl die Betreiber anscheinend vermehrt versuchen, in Zukunft auch mehr Profis anzulocken).
- Was ist bei einer Pleite? Je nach Social-Trading-Plattform gibt es ein Emittentenrisiko. Wenn der Anbieter also pleite geht, kann man das angelegte Kapital teilweise oder ganz verlieren. Aber auch Social-Trading-Zertifikate, wie es sie beispielsweise bei Wikifolio gibt, unterliegen wie alle handelbaren Zertifikate einem Emittentenrisiko (was sind Zertifikate?).
- Die Gebühren sind bei manchen Plattformen nicht sonderlich niedrig (meiner Meinung nach). Als Beispiel hier mal die Gebühren bei Wikifolio: 1. Zertifikate-Gebühr/0,95% im Jahr, 2. Performance-Gebühr/5-30% der Gewinne im Jahr, 3. Spread (=Differenz zwischen An- und Verkaufspreis) des Wertpapiers.
- Social Trading ist noch ziemlich frisch. Die Portale sind zwar teilweise schon einige Jahre alt, aber der Trend kam erst in den letzten Jahren stärker ins Rollen. Ob sich das Ganze auch wirklich langfristig positiv entwickelt, muss sich erst noch zeigen. Vor allem, wenn die Märkte mal wieder über einen längeren Zeitraum fallen, wird die Investmentidee auf eine harte Probe gestellt werden.
Fazit: Das waren einige Vor- und Nachteile von Social Trading im Überblick
Wenn Du Dich für Social Trading interessierst, dann lege ich Dir den nächsten Teil meiner Social-Trading-Artikelserie ans Herz: Wikifolio, Ayondo, eToro & Co.: Erfahrungen und eigene Meinung.
Zusätzlich kann man auch diesen empfehlenswerten Ratgeber für tieferes Wissen lesen: Buch Social Trading – simplified: Vom Know-How der Champions profitieren*
Weitere Artikel-Tipps:
- Mein großer Aktien-Anfänger-Kurs vorgestellt (für Börsenneulinge, die Schritt für Schritt die wichtigen Aktiengrundlagen lernen möchten)
- Wie man in 12 Schritten die sichersten Top-Aktien findet (meine eigene Aktienanlage-Strategie, die ich in einem Buch vorstelle)